Vom Versuchsballon zum Volltreffer

von Dr. Peter Schütze

Bernd Maier, damals Leiter der BMW-Niederlassung Dortmund, heute Chef der tschechischen VW-Tochter Skoda, Franz Hirthammer, inzwischen pensionierter geschäftsführender Direktor der Spielbank Hohensyburg, und Juwelier Rüschenbeck ließen ihn als Sponsoren starten. Unter dem Titel “Ladies first” hoben sie 2001 mit organisatorischer Unterstützung von Gaby Weidlich, der damaligen Spielführerin des Dortmunder Golfclubs, nach dem Tennis-Muster die – bis heute von BMW gesponserten - Dortmunder Stadtmeisterschaften aus der Taufe. Wie es der doppeldeutige Titel schon besagt, ein Turnier exklusiv für Damen, die den ersten Schritt taten und den Herren zwei Jahre voraus waren. Die traten erst 2003 unter dem Motto “Top 100” auf den Plan. Als deren Sponsor kam Mercedes Benz hinzu; Niederlassungsleiter Hans-Peter Immel hatte sich von DOGC-Spielführer Franz Ferdinand Marx von Nutzen und Wert eines solchen Engagements überzeugen lassen.

Der Beginn war am letzten Donnerstag im Juni 2001 im Wannebach-Tal. 87 Damen waren dem Ruf zur Premiere der Stadtmeisterschaften gefolgt. Sie spielten ab späterem Vormittag nach dem Willen der Organisatoren und Sponsoren in drei Klassen um drei Wandteller und ein Dutzend weiterer Silberpreise – beobachtet von TV-Kameras des WDR. Alle durften sich danach an einem im Garten aufgebauten Roulette versuchen und an einem köstlichen Essen aus der Spielbank-Gastronomie delektieren. Zwei Jahre darauf wurde die Zahl der Spielerinnen auf 98 getoppt.

2004 kam die Reform

Schon drei Jahre nach dem ersten Abschlag wurden die Stadtmeisterschaften reformiert. Zum ersten Mal ermittelten Damen und Herren gemeinsam ihre Titelträger – und das nach einem veränderten, anspruchsvolleren Modus. Die jeweils besten 100 Spieler und Spielerinnen absolvierten jeweils 18 Löcher auf den Anlagen in der Reichsmark und in Brackel. Diese Idee entstand bei der Manöverkritik für 2003 der Sponsoren mit den Vorständlern F. F. Marx (DOGC) und Manfred Halbey (RSB). Krönender Abschluss war eine exklusive Player´s Party im neuen Autohaus der BMW-Group, auch ein gesellschaftliches Highlight. Dementsprechend war das Meldeergebnis für das Turnier: 135 Herren und 90 Damen wollten dabei sein.

Aber schon ein Jahr später kam nach dem Hipe der Kater. Das Meldeergebnis blieb mit 54 Herren und 29 Damen so weit unter den Erwartungen, dass die Organisatoren die Veranstaltung auf Halbformat schrumpften. Die gesamte Elite des DOGC glänzte durch Abwesenheit. Auch 2006 war das Damen-Feld mit nur 38 Spielerinnen nur schwach besetzt, so dass sich BMW-Chef Eduard Fischer (“Ich bin schwer enttäuscht”) mit dem Gedanken trug, aus der Sponsorschaft auszusteigen. Zum Glück ließ er sich noch rechtzeitig umstimmen. Als 2013 sogar dann nur noch 33 Spielerinnen am Start waren, führte dieser Tiefpunkt zu einem Krisengespräch. Es gipfelte darin, dass das Teilnehmerfeld auf 60 festgeschrieben und alle potentiellen Spielerinnen persönlich zum Championat eingeladen wurden.

Victoria und Ilka dominieren

Die Geschichte der Damen-Wettbewerbe bei den Stadtmeisterschaften ist im Grunde genommen die Story zweier Spielerinnen: Victoria Smolin (später Nill) und Ilka Wolf. Victoria (der Name ist Programm), schon mit zwölf Jahren WM-Vierte in San Remo, nützte ihre internationale Erfahrung und gewann dieses Championat von 2002 bis 2004 dreimal in Serie, dann 2011 noch einmal. Ilka Wolf triumphierte von 2007 bis 2010 viermal in direkter Folge und von 2012 bis 2014 noch drei weitere Male. 2015/16 stand Lisa-Kathrin Rübenkamp, inzwischen für den GC Düsseldorf am Start, zweimal auf dem obersten Treppchen. Sie hält mit 149 Schlägen auch die Meisterschafts-Bestmarke.

David Smolin ist Titel-König

Die Herren-Premiere, bei der nur 18 Löcher gespielt wurden, endete mit einer kleinen Sensation. Nicht einer aus dem Favoriten-Trio David Smolin – Henrik Stratemann – Moritz Jorg, sondern Außenseiter Volker-Oskar Wetzstein gewann den Titel. Mit einem tollen Finish zu 75 Schlägen ging der 22-jährige BWL-Student vom letzten Grün.

In den folgenden zwei Jahren holten Jorg (2004) und Smolin (2005) mit seinem ersten von drei Siegen beim Start Versäumtes nach. Der für Hubbelrath spielende Jurist aus der renommierten Dortmunder Golfer-Familie war zugleich für ein Novum der Stadtmeisterschaften zuständig: Er entschied den Wettbewerb als erster im Stechen mit dem ein Jahr später triumphierenden RSB-Vorzeigespieler Bastian Schmitz für sich. Diese Prozedur wiederholte sich 2016, als sich Smolin bei längst hereingebrochener Oktober-Dunkelheit im fünften Stech-Durchgang gegen Michael Hegemann durchsetzte.

Von den bis 14 ausgespielten Stadtmeister-Kronen gingen elf an Spieler vom DOGC oder mit DOGC-Ursprung. Diese Erfolgs-Phalanx konnten lediglich Bastian Schmitz (inzwischen GC Kurpfalz) und zweimal Tim Uffelmann (z. Z. GC Duisburg) durchbrechen. Den Preis für den bisher besten Score hält Michael Hegemann, Bundesligaspieler mit Kiawah GC Riedstadt, inzwischen jedoch in die Reichsmark zurückgekehrt. Er absolvierte 2014 die Kurse am Fuße der Hohensyburg und beim RSB mit insgesamt 138 Schlägen; ein Jahr später tat es ihm Matthias Tischler bei seinem zweiten Titelgewinn nach 2009 mit 73 + 66 (damals Platzrekord in Brackel) nahezu gleich.

Aus dem mit den Damen gestarteten Versuchsballon ist längst ein Volltreffer geworden – sehr zur Freude von BMW und Mercedes Benz, die von den Sponsoren noch immer dabei sind. Inzwischen gibt es auch einen eigenen Wettbewerb für die Jugend und eine Sonderwertung Ü 50.